Robin Ticciati & DSO Berlin - Debussy: Nocturnes – Duruflé: Requiem - Fono Forum
Musik 5*
Klang 5*
Mit dem Requiem von Gabriel Fauré hat jenes von Maurice Duruflé viel gemein: Textauswahl, intonierte Stimmung, Verzicht auf großes Sterbetheater. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass beide Werke in mehreren autorisierten Fassungen vorliegen. Im Falle Duruflés ist due ursprüngliche Version für großes Orchester aus dem Jahr 1947 die heute wohl am wenigsten bekannte. Umso schöner, dass Robin Ticciati sich ihrer angenommenen hat.
Eine hinreißende Aufnahme ist dabei herausgekommen: Vor allem beweist der junge Londoner ein waches Ohr für zarte Valeurs, wie etwa im „Lux aeterna” mit seiner Melodie der tiefen Streicher unter dem auf demselben Ton rezitierenden Chor oder in den von der Harfe punktuell unterstützten schwebenden Streicherklängen des „In paradisum”. In den wenigen „lauten” Momenten, die Duruflé auf das Offertorium und das „Liberal me” beschränkt hat, entfaltet Ticciati eine überwältigende Grandezza. Darüber hinaus ist sein Duruflé ein Wunder an erfüllter Ruhe und meditativer Kraft. Neben der präzisen Diktion bestechen beim Berliner Rundfunkchor die quasi cäcilianistisch schimmernden Klangfarben, die sich dem vom gregorianischen Choral inspirierten Melos Betens zugesellen. Zu dieser Inspirationsquelle passt, dass die beiden Bass-Solostellen hier von den Chorbässen gesungen werden, eine Lösung, due Duruflé selbst favorisiert haben soll.
Debussy ein halbes Jahrhundert ältere „Nocturnes” nehmen in ihren Außensätzen die Stimmung des Requiems beinahe vorweg. Die Statik der „Nuages” realisiert Ticciati ebenso zwingend wie die Verlockungen der „Sirènes”. Dazwischen die lebendige, aber auch höchst differenziert umgesetzte Huldigung an den Rhythmus in „Fêtes”.