Phantasm - J.S. Bach: The Well-Tempered Consort – II - Bach-Magazin
‘Übrigens ist gewiss, dass die stimmen in den stücken dieses grossen meisters der Music wundersam durcheinander arbeiten: allein alles ohne die geringste verwirrung.’ Mit diesen Worten glaubte Johann Abraham Birnbaum, den Vorwurf von Johann Adolph Scheibe die Bach’schen Kompositionen seien ‘verwirrend’, entkräftet zu müssen. Ähnlich könnte die vorliegende Aufnahme als Apologie gegen Scheibe gedeutet werden. Laurence Dreyfus, der Leiter des Gambenensembles Phantasm, hat sich in dieser zweiten Folge einer Serie mit Bearbeitungen für Gambenconsort ausschließlich für Stücke aus dem Wohltemperierten Clavier entschieden. Hierfür wird einem jeden Instrument eine der Bach’schen Stimmen zugewiesen. Dass damit vor allem Fugen in den Fokus geraten, ist nur folgerichtig, da in diesen die Stimmen ohnehin einem klaren Ordnungsprinzip unterworfen sind. Die Aufteilung auf verschiedene Instrumente erleichtert beim Hören das Offenlegen der Strukturen. Auf dem Klavier jedenfalls werden diese linearen Verhältnisse nicht in gleicher Klarheit darstellbar sein – auch wenn der Pianist sich noch so sehr darum bemüht.
Es mag nicht nur an Bach, sondern auch am Ensemble-Klang liegen, dass die Fugen oftmals eine frühere Zeit beschwören. Und trotz aller feinen Differenzierungen innerhalb der Stimmen verliert sich in diesen fast der typische Bach-Stil. Der findet sich eher in den wenigen Preludes; diese wirken trotz des archaischen Instrumentariums entsprechend modern.
Man wird ingesamt mit einer geteilten Akzeptanz rechnen müssen. Liebhaber von Consort- Musik werden gewiss auf ihre Kosten kommen. Alle anderen werden trotz aller Souveränität, mit der Phantasm sich Bach zueigen macht, sowohl klangliche als auch musikalische Varianz ein wenig vermissen. Geboten wird aber auch ihnen eine neue und mitunter intensivierte Sicht auf Bachs Klavierwerke.
‘It is also certain that the voices in the pieces of this great master of music work wondrously together and all without the slightest confusion.’ With these words, Johann Abraham Birnbaum believed he had refuted Johann Adolph Scheibe's accusation that Bach's compositions were 'confusing'. Similarly, the present recording could be interpreted as a refutation of Scheibe. Laurence Dreyfus, the director of the viol ensemble Phantasm, has selected pieces exclusively from the Well-Tempered Clavier for this second instalment in a series of arrangements for viol consort. To this end, each instrument is assigned one of Bach's voices. It is only logical that the focus is on fugues, as these are where the voices are subject by default to a clear principle of order. The allocation of the voices to different instruments makes it easier to decipher the underlying structures during the listening process. On the keyboard, at any rate, these linear relationships can never be represented with the same clarity - no matter how hard the pianist tries.
It may not only be due to Bach, but also to the ensemble sound, that the fugues often conjure up an earlier time. And despite all the refined subtleties heard among the parts, in these fugues one almost loses sight of the typical Bach style. The latter is more evident in the few Preludes; despite the archaic instrumentation, these have a more modern feel.
Overall, one can count on a mixed reception. Lovers of consort music will certainly get their money's worth. Others, despite all the sovereignty with which Phantasm makes Bach their own, will miss a little tonal and musical variety. But even they will be afforded a new and often sharpened insight into Bach's keyboard works.