MacMillan: Tenebrae - Cappella Nova - Fono Forum
Das schottische Ensemble Cappella Nova hat sich einerseits auf die Vokalpolyphonie aus Mittelalter und Renaissance und andererseits auf die zeitgenössische Musik spezialisiert. Die neueste Produktion ist nun dem Landsmann James MacMillan (geb. 1959) gewidmet - und stellt eine Verbindung zwischen den beiden Polen her. Denn seine hier eingespielten geistlichen Vokalwerke knüpfen hörbar an die Tradition des 15. und 16. Jahrhunderts an und schlagen so eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Dabei zeigt das Repertoire der CD durchaus unterschiedliche Facetten und Schwerpunkte seines Schaffens, das immer in der Tonalität verwurzelt bleibt. Die frühe, im Alter von 17 Jahren entstandene Missa Brevis vereint eine kontrapunktische Anlage mit Einflüssen von Britten - und ist auch für gute Kirchenchöre singbar. In den Strathclyde Motets (2005- 2007) pflegt der Komponist dagegen einnen eher meditativ-mystischen Tonfall von eindringlicher Suggestivkraft. Und die Karfreitags-Responsorien sind schließlich in eine harmonisch herbere, auch von keltischen und außereuropäischen Elementen beeinflusste Klang-sprache gekleidet.
Alle Werke zeugen von der tief empfundenen Religiosität des Komponisten und entfalten stellenweise einen beinahe magischen Sog - was auch an der überwiegend vorzüglichen Interpretation liegt: Unter Leitung von Alan Tavener überzeugen die 16 Sängerinnen und Sänger der Cappella Nova durch einen typisch britischen, obertonreichen und in den Sopranen ausgesprochen, "geraden" Klang, der allerdings in manchen Forte-Passagen gerne mal eine Spur forciert wirkt.