Lyn's Une - Alyn Cosker - Sempre Audio
Alyn Cosker zählt seit Jahren zu den Größen der schottischen Musik-Szene. Durch seine Vielseitigkeit und sein Können gilt er als begehrter Schlagzeuger von nationalen und internationalen Künstlern. Er fühlt sich im Rock, Funk, R&B und Folk ebenso zu Hause, arbeitete an diversen Projekten aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen und Künstlern und tourte durch Europa und die USA. Mit seinem Debüt-Solo Album aber bezeugt er seine Liebe zum Jazz.
Alyn Cosker wuchs im schottischen Ayr auf und studierte an der University of Strathclyde in Glasgow, die er mit einem BA in Applied Music abschloss. Schon während des Studiums war er fester Bestandteil der schottischen Jazz-Szene und saß bei zahllosen Auftritten lokaler und internationaler Jazz-Größen am Schlagzeug. So spielte er mit Tommy Smith, Jim Mullen, Lee Konitz, Courtney Pine, Bheki Mseleku, Paul Towndrow, Claire Martin, Geoffrey Keezer, Annie Ross, Frank Gambale, Geoff Gascoigne, Crare Teal, Bruce Barth, Steve Hamilton ebenso wie mit Bruce Adams, Damon Brown, Carol Kidd und Tim Garland, um nur ein paar der illustren Namen zu nennen. Cosker ist darüber hinaus seit dem Jahre 2004 Schlagzeuger im Scottish National Jazz Orchestra.
Im November 2004 wurde Alyn Cosker über die Empfehlung des Jazz-Saxophonisten Tommy Smith eingeladen, Gary Novak als Schlagzeuger in Joe Locke‘s 4 Walls of Freedon Band zu vertreten, als diese Formation eine Auftrittsserie im Londoner Ronnie Scott‘s absolvierte.
Auch wenn Alyn Cosker doch sehr stark im Jazz verwurzelt ist, wie bereits einleitend erwähnt, fühlt er sich auch in anderen Genres durchaus zuhause und tourte unter anderem mit der Band Wolfstone durch Europa und die USA. Außerdem war er an einer Vielzahl verschiedenster Projekte im Indipendent-Bereich beteiligt und sein Name taucht in zahlreichen Credits von Rock, Funk, R&B und Folk-Formationen auf.
Mit seinem Solo Debüt-Album aber widmet sich der schottische Schlagzeuger wieder ganz dem Jazz und lud dazu etliche seiner bisherigen Weggefährten ein.
Auf den ersten Blick erstaunt natürlich der Name des Albums. Doch die Erklärung für „Lyn‘s Une" ist eigentlich sehr banal. So ist dieser Titel allein auf einen Tipfehler zurück zu führen. Doch die Erklärung folgt etwas später...
Auf „Lyn‘s Une" präsentiert sich der Schlagzeuger Alyn Cosker von einer gänzlich neuen Seite. Statt allein für den Rhythmus-Part bei Werken anderen Künstler zu sorgen, formierte Alyn Cosker für dieses Album eine erstklassige Formation an Musikern, die gemeinsam mit ihm seine Werke einspielten. Cosker beweist hier eindrucksvoll, dass er nicht nur den swingenden, mitreissenden Rhythmus im Blut hat und dies an seinem Schlagzeug virtuos zur Geltung bringen kann, sondern auch, dass in in ihm ein erstklassiger Komponist und Arrangeur steckt.
So stammen bis auf wenige Ausnahmen alle Werke auf „Lyn‘s Une" aus seiner Feder und wurden von auch von ihm arrangiert. Für zwei Werke fand er in der Sängerin Maureen McMullan eine kongeniale Partnerin. Mit ihr gemeinsam schrieb er eines der schönsten Stücke des Albums, die Ballade „When autumn comes", die den Zuhörer nach insgesamt zwölf sehr feurig, mitreissenden, groovenden Werken, mit sanften und zarten Tönen entlässt. Insofern ist dieses Werk sehr untypisch für das Album, aber gerade aus diesem Grund ein perfekter Abschluss.
Denn zuvor geht‘s ganz anders zu Werke. Fein ziselierte Rhythmen am Schlagzeug, ein perfekt dazu groovender Bass, Gitarren und Klavier, die sich entweder nahtlos in die Rhythmus-Gruppe einfügen oder mit famosen Solis aufwarten. Darüber die Bläser-Gruppe und bei zwei Stücken die Stimme von Maureen McMullan.
Schon das erste Stück des Albums „Oh dear" zeigt klar, dass im modernen Jazz durchaus auch andere Töne erklingen dürfen und es schon mal etwas fetziger zur Sache gehen darf. So liefert sich die Blässersektion bestehend aus den Saxophonisten Tommy Smith und Paul Towndrow sowie dem Trompeter Ryan Quigley geradezu ein „Gefecht" mit dem Gitarristen David Dunsmuir, bei dem die Rhythmus-Sektion bestehend aus Alyn Cosker am Schlagzeug, Ross Hamilton am Bass und Jason Rebello am Klavier als Einpeitscher fungieren und die Solisten zu immer neuen Höhenflügen aufstacheln. Ein musikalischer „Schlagabtausch" erster Güte, der erst nach über acht Minuten leise und in Wohlgefallen ausklingt. Zu Beginn hatte dieses Stück keinen Namen, an einer etwas kniffligen Stelle des Arrangements stand während der Produktion lediglich ein hingekritzeltes „O dear...", womit aber auch schon der Titel gefunden war.
Im selben Tempo geht‘s bei „Logan‘s Slogan" weiter, einem Stück, dass Alyn Cosker seinem Musiklehrer Jack Logan aus Ayr widmete. Auch für das nächste Stück in der Liste findet sich in den Liner-Notes des Albums eine Widmung. „Don‘t forget me" schrieb Cosker als Danksagung an all jene, die ihn bislang auf seinem Weg begleiteten und ihn dahin brachten, wo er heute ist. Natürlich schlagen die Musiker auf diesem Stück deutlich sanftere Töne an, sodass „Don‘t forget me" sehr einfühlsam und warm aus den Lautsprechern tönt. Dies ist auch die perfekte Vorstufe zu „Smiling down, dessen Intro Maureen McMullan verfasste, ein reines Vokal-Stück und der perfekte Einstieg in ein sehr melodiöses, sanft dahin plätscherndes Stück, in dem Tommy Smith seine ganze Virtuosität am Saxophon ausspielen kann. Dies übertrifft er nur selbst, und zwar im Stück „Bheki", das auf dem Album „Twitter and bisted" sowie „That‘s the ticket" folgt, zwei Stücke, die das Tempo wieder deutlich forcieren und eigentlich schon eher dem Funk zugeordnet werden könnten.
Dazwischen hat sich aber noch der, dem Album seinen Titel verleihende Track „Lyn‘s Une" geschummelt, bei dem es abermals eher sanft und gemächlich aus den Lautsprechern tönt, das ganze aber abermals von einer sehr fein aufgelösten, sich nie in den Vordergrund drängenden Rhythmus-Sektion getragen wird. Hier kann sich vor allem Paul Towndrow als Solist auszeichnen.
Und hier findet sich auch die genaue Erklärung für den eigenwilligen Song- als auch Album-Titel. Gemeinsam mit seinem Vater versuchte Alyn Cosker das Arrangement für dieses Stück am Computer umzusetzen. In der Hektik vertippte sich Cosker‘s Vater und so wurde aus „Alyn‘s Tune" Lyn‘s Une". Cosker schreibt dazu in den Liner-Notes: „I like his version of the title much more! Thank‘s Dad."
Auch „Unannounced" schlägt sehr sanfte Töne an, eine Ballade, zu der Cosker auf Grund der zahllosen kleinen Überraschungen des Lebens inspiriert wurde, die einfach aus dem nichts kommen. Dieses Stück stellt durch ein vergleichsweise einfaches, mit nur wenigen aber umso markanteren Höhepunkten versehenes Arrangement, seinem sich langsam steigerndem Aufbau, einen schönen Kontrastpunkt zu den übrigen Stücken des Albums dar und bereitet den Zuhörer perfekt auf das wiederum recht quirlige „Straight through Boogaloo" vor.
Den im wahrsten Sinne des Wortes krönenden Abschluss bildet wie bereits erwähnt „When autumn comes".
„Lyn‘s Une" wurde an lediglich zwei Tagen eingespielt. Und zwar am 14. und 15. August 2008 in den Caste Sound Studios mit Stuart und Ross Hamilton an den Reglern des Mischpults und Alyn Cosker als Produzent. Die Abmischung erledigte Calum Malcom und für das Mastering war Philip Hobbs verantwortlich. Er übernahm auch die Umsetzung der Surround-Abmischung dieses Albums, das Linn Records als Hybrid-SACD anbietet. Der CD-Layer ist zudem als HDCD kodiert.
Mit „Lyn‘s Une" liefert der schottische Schlagzeuger Alyn Cosker ein überaus eindrucksvolles Solo-Debüt ab. Hier kann er nicht nur seine Virtuosität als einfühlsamer, stets die Stimmung der Werke mit seinen Grooves perfekt untermauernder Schlagzeuger überzeugen, sondern auch als Komponist und Arrangeur. Dabei beweist er eine beachtliche Vielseitigkeit und zeigt keinerlei Berührungsängste mit verschiedenen Genres, die er perfekt zu seinem eigenen Sound zusammen fügt.
„Lyn‘s Une" ist über aus vielseitiges, sehr spannendes und Album, das mit einem bunten Genre-Mix aufwartet, wobei aber klar herausgehört werden kann, dass die Wurzeln aller beteiligten ganz tief im modernen Jazz liegen. Alyn Cosker gelang mit „Lyn‘s Une" ein überaus vielschichtiges, absolut empfehlenswertes Solo-Debüt, das Lust auf mehr macht.