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Gottlieb Wallisch - Mozart in Vienna (LIVE) - Wiener Zeitung

Ein Konzertprogramm, entworfen wie ein architektonischer Entwurf: Zwei wenig bekannte Variationssätze von Mozart beziehungsweise Beethoven, eingebettet zwischen Mozarts d-Moll-Fantasie KV 397 und Beethovens Sonata quasi una fantasia cis-Moll op. 27/2 (besser bekannt unter dem irreführenden Namen "Mondschein-Sonate").

Nach der Pause dann eine Hommage an den Jahresregenten Robert Schumann mit den fantasieähnlichen "Gesängen der Frühe" op. 133 und seiner gleichfalls selten gespielten fis-Moll-Sonate op. 11 als Höhepunkt des Abends.

Es war Gottlieb Wallisch, einer aus der Nobelgarde unserer jüngeren Pianisten, der seinen Klavierabend auf diese Weise strukturiert hat. Mit spannungsvoller Ruhe gestaltete er die langsamen Abschnitte. Und mit virtuosem Elan stürzte er sich in die technisch anspruchsvollen Variationen; Mozarts Aspekte von Glucks "Unser dummer Pöbel meint" (KV 455) im souveränen Wechsel zwischen spielerischem Humor und echter Empfindung, Beethovens "32 Variationen über ein eigenes Thema" c-Moll (WoO 80) mit gleichsam feurigen Ingrimm. Behutsam näherte sich Wallisch dann den Fünf Klavierstücken op. 133, Schumanns letzter vollendeter Komposition vor dem vollen Ausbruch der Geisteskrankheit. Und in seiner Sonate entfaltete der Pianist plastisch den Reichtum schroff kontrastierender Tongestalten namentlich im ausladenden Finale. Die Fangemeinde im gut besuchten Brahmssaal zeigte sich begeistert.

Wiener Zeitung
08 October 2010