Dunedin Consort - J.S. Bach: Christmas Oratorio - Kölner Stadt-Anzeiger
Und das Wort wurde Gesang
WEIHNACHTEN Zwischen Erhabenheit und Kitsch - Vokal- und Instrumentalaufnahmen
Am Ende der Vokal-Fraktion ist dann doch noch eine neue Aufnahme des Bach'schen Weihnachtsoratoriums zu begrüßen – durch das schottische Dunedin Consort unter John Butt. Das Spezifikum dieser Aufnahme ist die kammermusikalische Reduktion – der Chor ist auf acht Solostimmen begrenzt, die auch für Arien herangezogen werden. An diese durchaus debattenwürdige Besetzungsentscheidung hat man sich zu gewöhnen – immerhin ermöglicht die Mikrofonierung, dass der Gesangspart nicht ins Hintertreffen gerät. Insgesamt ist die Produktion hochprofessionell, und die Musik rückt einem geradezu körperlich nahe. Aber das ist auch nicht alles. Es verhindert zum Beispiel nicht, dass der „Ehre sei Gott"-Chor aus der zweiten Kantate flächig-mechanisch, jedenfalls durchaus unenthusiastisch abgespult wird.
Es war von „Vokal-Fraktion" die Rede – mit gutem Grund, denn auch rein instrumental wird Weihnachten heuer üppig gefeiert. Das mutet einerseits merkwürdig an, denn das Wort wurde nicht nur Fleisch, sondern drängte auch zur wortgebundenen Musik. Andererseits ist „O du fröhliche" auch gesanglos zu identifizieren, und in den zahlreichen „Weihnachtskonzerten" der Barockzeit feiert das Ereignis bereits die Figurensprache – dass das Kindlein gewiegt wird, lässt sich durch einen 6/8-Takt recht gut ausdrücken.