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Dunedin Consort - J.S. Bach: Christmas Oratorio - Kölner Stadt-Anzeiger

Und das Wort wurde Gesang

WEIHNACHTEN Zwischen Erhabenheit und Kitsch - Vokal- und Instrumentalaufnahmen

Am Ende der Vokal-Fraktion ist dann doch noch eine neue Aufnah­me des Bach'schen Weihnachts­oratoriums zu begrüßen – durch das schottische Dunedin Consort unter John Butt. Das Spezifikum dieser Aufnahme ist die kammer­musikalische Reduktion – der Chor ist auf acht Solostimmen be­grenzt, die auch für Arien herange­zogen werden. An diese durchaus debattenwürdige Besetzungsent­scheidung hat man sich zu gewöh­nen – immerhin ermöglicht die Mikrofonierung, dass der Ge­sangspart nicht ins Hintertreffen gerät. Insgesamt ist die Produktion hochprofessionell, und die Musik rückt einem geradezu körperlich nahe. Aber das ist auch nicht alles. Es verhindert zum Beispiel nicht, dass der „Ehre sei Gott"-Chor aus der zweiten Kantate flächig-me­chanisch, jedenfalls durchaus un­enthusiastisch abgespult wird.

Es war von „Vokal-Fraktion" die Rede – mit gutem Grund, denn auch rein instrumental wird Weih­nachten heuer üppig gefeiert. Das mutet einerseits merkwürdig an, denn das Wort wurde nicht nur Fleisch, sondern drängte auch zur wortgebundenen Musik. Anderer­seits ist „O du fröhliche" auch ge­sanglos zu identifizieren, und in den zahlreichen „Weihnachtskon­zerten" der Barockzeit feiert das Ereignis bereits die Figurenspra­che – dass das Kindlein gewiegt wird, lässt sich durch einen 6/8-Takt recht gut ausdrücken.

Kölner Stadt-Anzeiger
08 December 2016